Rezension: Weggesperrt
Ein unglaubliche Realität.
Inhalt:
Die 14 jährige Anja lebt zusammen mit
Ihrer Mutter in der DDR. Ihr Leben verlief bisher so normal wie es in
diesem Land für die Bürger möglich war. Wenn, ja wenn Ihr Mutter
nicht immer wieder gegen das Regime auf begehren würde. Anjas Mutter
erträgt die ständigen Kontrollen und Ungerechtigkeiten nicht mehr
und so stellt Sie ohne Anjas Wissen einen Ausreiseantrag in die BRD.
Doch das lässt die Regierung nicht so einfach zu, Protest wird im
Keim erstickt, Ungehorsam bestraft. Wie und mit welchen Konsequenzen
ist den Beiden zu Beginn der Geschichte in keiner Weise bewusst. Zu
diesem Zweck existiert die Staatssicherheit, kurz Stasi, als
Instrument der Angst und Unterdrückung des Staates. So kommt es wie
es kommen musste und die Beiden werden verhaftet und sofort getrennt.
Nach einem kurzen, heftigen Verhör durch die Stasi, bringen Sie Anja
in einen sogenannten Jugendwerkshof. Das waren Einrichtungen des DDR
Staates zur Um- bzw. zur Erziehung Jugendlicher in Ihrem Sinne. Dort
erlebt Anja einen wahren Albtraum, voller Gewallt und gnadenlosen
Drill. Sie hat nur einen Gedanken: Flucht!
Die Autorin:
Grit Poppe schreibt in Ihrem
Jugendroman über eine absolut aberwitzige Realität, die sich der
Leser kaum vorstellen kann. Immer wieder musste ich mir zwischendurch
klar machen, das all diese Dinge wirklich geschehen sind, das
Menschen das wirklich erlebt haben. Die Autorin schickt Ihre
Protagonistin durch ein unmenschliches Martyrium, voller Zwänge,
Erniedrigungen, Gewalt und Unterordnung. In dem sozialistischen Staat
galt der Einzelne nicht, der Staat mit seiner Ideologie dagegen
alles. Diesen Zustand bringt Grit Poppe absolut nachvollziehbar aufs
Papier. Dabei fängt Sie die bedrückende Hoffnungslosigkeit der
Bürger und Ihre Lethargie erschreckend ein. Ihren Protagonisten wird
Schritt für Schritt die Menschenwürde durch das System genommen.
Dabei fühlt sich der Leser ähnlich hilflos und wütend wie Anja.
Das verdankt der Leser auch dem einfach, klaren Umgang, denn Frau
Poppe mit der Sprache pflegt.
Mein Eindruck:
Ich war unsicher was mich erwartet, da
es sich bei dem Buch von Grit Poppe um einen Jugendroman handelt.
Würde die Story auch einen Erwachsenen berühren, vielleicht sogar
fesseln können? Für mich kann ich diese Frage mit einem Ja
beantworten. Wie Frau Poppe die bedrückende , alles erstickende
Hoffnungslosigkeit und die Schrittweise Entmenschlichung ihrer
Protagonisten beschreibt, ging mir unter die Haut. Hinzu kommt das
ich persönlich auch Erinnerungen an die Deutsche Demokratische
Republik und ganz persönliche Erfahrungen gemacht habe. Besonders
schwer zu ertragen die Aufgabe der einzelnen Protagonisten, auch wenn
man es voll und ganz nachvollziehen konnte. Ich ertappte mich immer
wieder dabei wie ich mich mit Anja solidarisierte, sie still in
Gedanken anfeuerte nicht aufzugeben, weiter zu hoffen und zu kämpfen.
Mein Fazit:
Ein wirklich gelungener „altersloser“
Jugendroman. Eine Buch aus der jüngeren Vergangenheit Deutschlands.
Ein Stück erschreckend brutaler Geschichte. Keine düstere Vision,
sondern nacherzählter Realität die stellvertretend steht für
unzählige Opfer des sozialistischen Systems der DDR. Jugendliche die
körperlich und psychisch misshandelt wurden gibt Grit Poppe mit
diesem Buch eine Stimme.
Ich gebe dem Buch daher 8 gute Sterne
und werde den 2012 raus gekommen Roman „Abgehauen“ von Frau Poppe
definitiv auch lesen, in dem eines der Mädchen aus „Weggesperrt“
die neue Hauptprotagonistin ist.
Ich bedanke mich für Euren Besuch und
würde mich über Anmerkungen und Kommentare von Euch sehr freuen.
Eure Sandra
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen