Samstag, 6. Oktober 2012

Grit Poppe: Weggesperrt





Rezension: Weggesperrt



Ein unglaubliche Realität.



Inhalt:

Die 14 jährige Anja lebt zusammen mit Ihrer Mutter in der DDR. Ihr Leben verlief bisher so normal wie es in diesem Land für die Bürger möglich war. Wenn, ja wenn Ihr Mutter nicht immer wieder gegen das Regime auf begehren würde. Anjas Mutter erträgt die ständigen Kontrollen und Ungerechtigkeiten nicht mehr und so stellt Sie ohne Anjas Wissen einen Ausreiseantrag in die BRD. Doch das lässt die Regierung nicht so einfach zu, Protest wird im Keim erstickt, Ungehorsam bestraft. Wie und mit welchen Konsequenzen ist den Beiden zu Beginn der Geschichte in keiner Weise bewusst. Zu diesem Zweck existiert die Staatssicherheit, kurz Stasi, als Instrument der Angst und Unterdrückung des Staates. So kommt es wie es kommen musste und die Beiden werden verhaftet und sofort getrennt. Nach einem kurzen, heftigen Verhör durch die Stasi, bringen Sie Anja in einen sogenannten Jugendwerkshof. Das waren Einrichtungen des DDR Staates zur Um- bzw. zur Erziehung Jugendlicher in Ihrem Sinne. Dort erlebt Anja einen wahren Albtraum, voller Gewallt und gnadenlosen Drill. Sie hat nur einen Gedanken: Flucht!


Die Autorin:

Grit Poppe schreibt in Ihrem Jugendroman über eine absolut aberwitzige Realität, die sich der Leser kaum vorstellen kann. Immer wieder musste ich mir zwischendurch klar machen, das all diese Dinge wirklich geschehen sind, das Menschen das wirklich erlebt haben. Die Autorin schickt Ihre Protagonistin durch ein unmenschliches Martyrium, voller Zwänge, Erniedrigungen, Gewalt und Unterordnung. In dem sozialistischen Staat galt der Einzelne nicht, der Staat mit seiner Ideologie dagegen alles. Diesen Zustand bringt Grit Poppe absolut nachvollziehbar aufs Papier. Dabei fängt Sie die bedrückende Hoffnungslosigkeit der Bürger und Ihre Lethargie erschreckend ein. Ihren Protagonisten wird Schritt für Schritt die Menschenwürde durch das System genommen. Dabei fühlt sich der Leser ähnlich hilflos und wütend wie Anja. Das verdankt der Leser auch dem einfach, klaren Umgang, denn Frau Poppe mit der Sprache pflegt.


Mein Eindruck:

Ich war unsicher was mich erwartet, da es sich bei dem Buch von Grit Poppe um einen Jugendroman handelt. Würde die Story auch einen Erwachsenen berühren, vielleicht sogar fesseln können? Für mich kann ich diese Frage mit einem Ja beantworten. Wie Frau Poppe die bedrückende , alles erstickende Hoffnungslosigkeit und die Schrittweise Entmenschlichung ihrer Protagonisten beschreibt, ging mir unter die Haut. Hinzu kommt das ich persönlich auch Erinnerungen an die Deutsche Demokratische Republik und ganz persönliche Erfahrungen gemacht habe. Besonders schwer zu ertragen die Aufgabe der einzelnen Protagonisten, auch wenn man es voll und ganz nachvollziehen konnte. Ich ertappte mich immer wieder dabei wie ich mich mit Anja solidarisierte, sie still in Gedanken anfeuerte nicht aufzugeben, weiter zu hoffen und zu kämpfen.


Mein Fazit:

Ein wirklich gelungener „altersloser“ Jugendroman. Eine Buch aus der jüngeren Vergangenheit Deutschlands. Ein Stück erschreckend brutaler Geschichte. Keine düstere Vision, sondern nacherzählter Realität die stellvertretend steht für unzählige Opfer des sozialistischen Systems der DDR. Jugendliche die körperlich und psychisch misshandelt wurden gibt Grit Poppe mit diesem Buch eine Stimme.
Ich gebe dem Buch daher 8 gute Sterne und werde den 2012 raus gekommen Roman „Abgehauen“ von Frau Poppe definitiv auch lesen, in dem eines der Mädchen aus „Weggesperrt“ die neue Hauptprotagonistin ist.

Ich bedanke mich für Euren Besuch und würde mich über Anmerkungen und Kommentare von Euch sehr freuen.

Eure Sandra


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